Pavilosta, der kleine, stille Ort

 

Am Dienstag Mittag haben wir EOS in diesem schönen ruhigen, kleinen Hafen angebunden. Ein freundlicher Hafen (der Hafen auf der Nordseite!) mit einem ebenso freundlichen jungen Hafenmeister. Strom, Waschmaschine, Trockner, alles da. Auch Diesel auf der anderen Hafenseite.

Das war mal ein Fischerdorf und hieß Paulshafen, nach dem Bruder Otto Lilienfelds, der hier im 13.  Jahrhundert Baron des Kurlandes war.

Ehemals ein Fischerdorf mit kleinen Häuschen und großen Gärten. Zu klein für heutige Ansprüche. Darum verfallen sie. Reiche Letten kaufen diese Gebäude und richten sie als Ferienwohnungen her. Gings unseren Alm-Hütten nicht ebenso? Ja, das Örtchen nimmt einen Aufschwung. Die Werft läuft gut, der Hafen in dem wir liegen auch. Es sind ja nur wenige Stege. Die Mauer der Hafeneinfahrt wurde gerade verlängert. Am Samstag ist Einweihung mit großem Fest. Viel Natur hier, zwei Supermärkte (des selben Besitzers) und kein Gasthaus.

Am Abend nimmt der Wind zu. Die Wetterberichte sagen 5-6 Bft voraus. Liebe Bodenseesegler, das ist wesentlich mehr als wenn bei uns die Warnleuchten anfangen zu blinken! Da fahren wir nicht raus, zumal wir gegenan müssen.

Ein Ruhetag anderntags. Wir durchstreifen den Ort. Viel ist nicht los. Aber muss denn viel los sein? Ist der Strand, wenn die Wellen dort andonnern nichts besonderes? Der wandernde Sand bildet elegante Formen. Richtige kleine Dünen! Es gibt einen Fischladen. Wir nehmen uns einige Sorten Räucherfisch mit und haben eine schöne Brotzeit auf der EOS. Die Fische schmecken ausgezeichnet. Den Nachmittag verbringen wir in Ruhe. Rainer löst Sudoku und filmt am Strand. Ich beschäftige mich mit dem Blog. Zwei Mechaniker bereiten zwei große Leuchtbojen vor und zwei Zöllner besichtigen kurz den Steg.

Das Windwetter soll anhalten. Um 03.40 Uhr fährt der Bus nach Riga. Den werden wir morgen nehmen und die Stadt anschauen.

Ein Sprung nach Litauen und dann nach Lettland

Klaipeda, der quirlige Hafen: „Border Control“ schreit uns mit Lautsprecher an und möchte wissen woher, wohin, Staatsangehörigkeit. Große Seeschiffe fahren die Memel ein und aus. Wir mitten drin. Dann krächzt wieder ein Lautsprecher. Wir verstehen nur „Sailingboat stop immediately“. Vor uns rasen Schlauchboote mit aufgepflanztem Gewehr. Aha, eine Militärübung. Wir biegen ab. Die Brücke zum Hafen drehen die beiden Hafenmeister für die EOS auf Stellung „auf“. Nett hier im Zentrum im ehemaligen Wassergraben der Bastille. Die Altstadt ganz nah. Uralte, roh gepflasterte Straßen. Ein Lokal mit einheimischer Kost lockt. Gegrillter Bauch auf Kartoffelstampf, dazu Sauerkraut und Gurken. Vorher Rote-Beete-Suppe. Sehr gut.

Anderntags wieder abmelden bei der Border Control per Funk und dann nordwärts nach Liepaia in Lettland. Kaum Wind, wir bemühen den Volvo. Dann dreht der Wind auf West und wir setzen alle Segel. Jetzt können wir auch die Selbststeueranlage automatisch steuern lassen, weil das Boot ruhig liegt. Ich möchte nicht, dass er dauernd bei zu viel Seegang jede Welle auskorrigieren muss. Da sitzen wir, lesen, ich schreibe Mails für später, wenn wir wieder Empfang haben. Liepãia am Sonntag: Still, kein Frachter. Es riecht nach Holz, das hier verladen wird: Dünnes Verschleißholz und Hackschnitzel und Kohle. Vorbei an überholungsbedürftigen Fischtrawlern und Fregatten. Die Marina besteht aus einem Holzsteg, Steckdosen und einem Bürocontainer. Der freundliche Hafenmeister weist uns ein und wir besuchen die Altstadt. Ich persönlich empfinde die Stadt als schön, auch mit dem Verfall hie und da. Die Häuser strahlen etwas Heimeliges aus. Kein Protz, aber doch die Gediegenheit früherer wohlhabender Zeiten. Einige Trinkfreudige in zerlumpter Kleidung. Ich vermisse die vielen Cafés anderer Städte. Etwas Trauer liegt in der Luft. Vielleicht empfinde nur ich das  so. Zaghaft macht sich auch Neues breit. Ein Casino und Hotel in einem ehemaligen Speicher, Lofts mit viel Glas über einem Speicher am anderen Ufer und das runde gläserne Konzerthaus, sehr futuristisch. Gerade eine ärmere Stadt braucht etwas für ihre Würde. Das kennen wir schon von der Donau in Rumänien. Vier Jugendliche wollen das Schiff sehen und kommen rüber. Ohne Worte sind wir fröhlich.

Abends gibt’s Bremer Knipp, den hat Jan mitgebracht. Liegt etwas gewöhnungsbedürftig in der Pfanne, schmeckt aber gut.

Montag weiter nach Pavilosta:anfangs noch mit Motor, dann können wir gut segeln. Endlich ein netter kleiner, stiller Hafen. Die Marina ist einfach, aber hat alles, sogar Waschmaschine und Trockner. Den Fluss begleiten winzige kleine Häuser. Da wohnten mal einfache Fischer. Der Hafenmeister erzählt von den Problemen seiner Eltern zu DDR-Zeiten. Das war ja hier Grenzgebiet. Fischer durfte nur werden, wer verheiratat war und Kinder hatte. Wegen der Fluchtgefahr… Ein Kilometer des Strandes stand nur von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang zur Verfügung.