Gerhard, Gokkoja Bucht, 13. August 2010-08-13
Ankerplätze
Die Nächte in Häfen oder Marinas zu verbringen ist hier und in dieser heißen Jahreszeit unangenehm. Die Schiffe liegen dicht an dicht, kein Lüftchen bewegt sich und im Schiff macht sich Tag und Nacht drückende Schwüle breit. Vor Anker richtet sich ein Schiff nach dem Wind aus, Luft streicht hindurch und nimmt die Hitze (etwas). Durch Windsack im Vorschiffsluk und unser großes Sonnendach lässt sich das Klima noch etwas verbessern.
Marmaris, vor der Stadt
EOS ankert direkt vor der Uferpromenade, wolkenloser Himmel, Temperatur um 35°C, kein Lufthauch regt sich. Um uns laufen Yachten in die Marina ein und aus, Gulets ziehen mit Musik und Badegästen vorbei zu ihren Ankerplätzen. Das Panorama der Stadt vor den hohen Bergen beeindruckt. Die untergehende Sonne taucht die Landschaft in ein warmes Licht. Die Uferpromenade füllt sich mit Menschen. Erst etwa 1 Stunde nach Sonnenuntergang senkt sich die Temperatur, dann laufen die ersten Gulets zur Abendausfahrt bei lauter Musik aus. Noch später wird es auf der Uferpromenade eng. Aus mehreren Richtungen hören wir laute Diskomusik und das Stimmengewirr der Leute. Erst jetzt erwacht die Stadt und genießt bis weit nach Mitternacht. Dann wird es ruhig, die Gulets liegen wieder am Kai und die Diskolichtfinger haben ihr sinnloses Strahlen eingestellt und die bunten Werbeflächen strahlen nicht mehr.
Um 5 Uhr früh hellt sich der östliche Horizont leicht auf, Die Geräusche der Müllautos eröffnen den Arbeitstag, Die Sterne verblassen am Himmel und das morgendliche himmlische Farbenspiel beginnt.
Kastellorizon, Malerische Kulisse umgibt uns
Kastellorizon, die kleine griechische Insel 5km lang, 2,5 km breit, liegt mit 2 kleineren unbewohnten Nachbarinseln keinen Kilometer vor türkischem Gebiet. (Zur nächsten griechische Erde, Rhodos, sind es allerdings 250 km Fährfahrt.) Auch hier könnte man direkt vor der malerischen Altstadt liegen. Wir jedoch ziehen den luftigen Ankerplatz vor der Mandrakibucht vor. Auch bei voller Rückwärtskraft des Motors hält der Anker. Ein sicheres Gefühl. Den westlichen Dorfteil vor uns, dahinter eine mächtige 100 m hohe Felswand. Ein gepflasterter, weiß eingefasster Treppensteig (400 Treppen) windet sich steil dort hoch und führt zu einem längst verfallenen Kloster. Mit uns ankern noch einige Yachten, aber Platz ist genug. Beruhigt verlassen wir das Schiff bei abendlicher „Kühle“, laufen um die runde Bucht, drüben Tavernen und kleine Souvenirläden.
Patara Beach, vor Anker auf offener Reede
Kastellorizon liegt längst hinter uns, der Meltemi hat auf 6Bft aufgefrischt, Groß und Fock ist gerefft. Dort wo die „7 Kaps“, wilde abweisende Felsenhügel enden und in eine brettebene Fluß-Mündungslandschaft übergehen, weicht das Land etwas zurück, geeignet zum Ankern. Da jedoch der Wind immer dem Bergverlauf folgt und seine Richtung mit ihm ändert, liegen wir auch hinter dieser Landkante voll im Wind. Lediglich die Wellen werden etwas gebrochen. In guter Entfernung vom flachen Land fällt der Anker und gräbt sich fest in den Sandboden. EOS schwankt allerdings stark hin und her. Nach so langer Seezeit stört uns das zwar schon, ist aber auszuhalten. Wir werfen den Grill am Heck an. In Minuten hat der Wind das Feuer voll entfacht, funken stieben weit übers Heck hinaus ins Wasser. Die Rinder-Steaks könnten zwar weicher sein, schmecken aber halbwegs. Wieder breitet sich das Firmament in aller Pracht über uns aus. Ich schlafe wie meistens bei dieser Hitze auf der ausgebreiteten Gangway im Cockpit. Das heftige Schaukeln wirft mich einmal auf den Cockpitboden. Mittlerweile haben wir großes Vertrauen in die Haltekraft von Anker und Kette. Dennoch schalte ich die elektronische Ankerwache ein. Sie warnt selbsttätig, wenn wir in zu flaches oder zu tiefes Wasser geraten. Die Nacht wird sicher, aber nicht ganz angenehm.

Zwischen Riffen
Wir steuern das historische Teimiussa in der Geyikova Demiryeri an. Einer der 4 Zufahrten zu dieser buchtartigen Wasserstraße führt durch eine Flachwasserzone mit ca. 5m Wassertiefe. Schutz bieten Inselchen und Riffe fast ringsum. Nur nach Südwest fehlt Schutz. Der SMS- Wetterbericht sagt jedoch nur schwache Winde voraus. So entschließen wir uns, hier in guter Gesellschaft mehrerer Gulets und Ausflugsboote zu ankern. Der Anker will nicht so recht greifen, hält aber bei 1600 Umdrehungen (Motorkraft imRückwärtsgang). Den Felsgrund bedeckt nur eine dünne Sandschicht. Eine wilde zackenreiche Landschaft! Ich rudere mit MICRO EOS eine der Felsinselchen an. Reste schön behauener Säulen und Torbögen lassen auf eine frühe dauerhafte Besiedelung schließen. Ein paar Ziegen bewohnen dieses Inselreich. Abends verlässt ein Boot nach dem anderen die „Bade-Bucht”. Dann gehört der Platz uns allein. Wegen des zweifelhaften Ankergrundes lege ich den Scheinwerfer bereit und suche in der Karte einen Notankerplatz, falls wider Erwarten unangenehmer Wind einfällt. Wie immer ist EOS vor dem Schlafengehen fahrbereit. Und wieder breitet sich das Firmament über uns aus. Neumond. Sternschnuppen.Weit in der Ferne blinken die Lichter eines kleinen Dorfes. Es wird eine friedliche Nacht.
GERDI’s Rückblick
6 Beaufort und 15 Stunden in der nächtlichen Schiffschaukel!
Im Vergleich zum Vorjahrestörn in der mittleren Ägäis haben wir heuer eher mäßige starke Winde. Aber am 9. August überfällt uns fast ein böiger Starkwind, erst 4,5, dann 6 Windstärken, im Nu habe ich auf nackter Haut die Schwimmweste an und klinke den Lifebelt ein. Hohe Dünung macht das Kurshalten zum Sport an der Pinne. Von 18 Uhr bis früh um 9.15 wirft sich die EOS in dieser Dünung umher, ich kann nur quer zur Längsachse im Bug schlafen, es ist eine richtige Schiff-Schaukel.
KASTELLORIZON – griechisches Inselchen
Nach 8 Stunden mit wenig Wind laufen wir diesen malerischen Urlaubsort an. Wir laufen rund um das Dorf auf die andere Seite zum runden hafen. Die kleinen Häuser sofort als griechisch zu erkennen. 3 Kirchen. Glockenklang. Es klingt im Rhythmus wie „Betet an, betet an, betet alle Jesus an!“Und gleich daneben? Die Moschee. Morgen beginnt der Ramadan.
Wir entdecken einen von dichtem Weinlaubdach beschattetes Gartenlokal in der 2.Reihe: „Goat in the oven“ – Ziege aus dem Backofen. Das wär doch mal ’ne Abwechslung. Ein Leuchtschild kündet „Maisel’s Weizen aus Bayreuth”! Eine Verheißung. Wir bleiben. Leider schadete der Stromausfall der Zartheit der Geiß, denn sie war noch nicht ganz durchgegart. aber die 5 Katzen nahmen gern die übrigen Teile. Und das kühle Maisel Bier mundete köstlich.
Traumhafte Buchten – Wieder in der Türkei
Am 11. August segeln wir 5 Stunden, traumhaft schön die grün bewaldeten Küsten, unbeschreiblich die ständig wechselnden Ausblicke, über und zwischen Inselchen, Felsriffen und wie hintereinander geschlichteten Berghängen, meist mit 45° schrägen Hängen bis ins Meer. Bei der schönsten Bucht wagen wir vorsichtig das Anlaufen zum Ankern. Meine Fotos sprechen für sich! KARA AD – die Landurlauber von Göcek werden hier hergefahren zum Schwimmen. Fast kreisrund die hellen Felsen. Ich gehe mit Flossen zum Schnorcheln, glasklar das türkisgrüne Wasser, Schwärme mit kleinen silbrigen Fischlein schwommen mir gegen die Tauchermaske. Aber den großen Mantel-Rochen mit 50 cm Spannweite in den Flügeln sieht Gerhard, als er zum Anker schwimmt.
Eine Quelle am Ufer, 16° kaltes Süßwasser!
Nur eine halbe Stunde brauchen wir bis zum Kastell vor Kalekoy, ein Dorado für Touristen. Wir machen am Steg vor einer Taverne fest (Wireless Internet), kosten das gewöhnungsbedürftige türkish breakfast: 3 Scheiben kalte Pellkartoffel, 3 Scheiben grüne Gurke, 6 Scheiben geschälte Tomate, ein ganzes, gepelltes, gekochtes Ei, 2 Stückchen salziger Schafskäse, Brot. Ich bekomme noch frischgepressten Orangensaft und Naturjoghurt. Dazu türkischen Kaffee. Wir lagern auf Diwankissen. Schatten. Und dann: Treppensteigen hoch zur Burg. Bei 40°. Puh.
Nach 8 Stunden in der sengenden lieben Sonne fällt unser Buganker in der Ucagiz Limani-Bucht nahe einer im Hafenhandbuch beschriebenen Quelle!
Wir paddeln hin und sind dann doch überrascht von der Kühle des aus dem Felsen rinnenden eiskalten Wassers. 1m tief das von der Natur „gebaute“ Becken, beim Untertauchen fühlt es sich an wie 14°, wir fühlen uns an Norwegen erinnert, als wir öfter in 16° kaltem Wasser schwammen. Und im Oktober oder Mai im Bodensee. Und in Damp im Ostseewasser im Oktober, täglich früh um 6. Ein himmlischer Genuß. Am nächsten Tag segeln wir zur nächsten Bucht, Gökkaia: und wieder auf der Oberfläche kaltes Wasser, denn hier mündet ein kleiner Fluss! Wir paddeln ihn hinauf und waschen im Brackwasser unsre durchgeschwitzten Hemden und die Frottées. Das Baden bei mal nicht 33° heißem Meer ist herrlich.Auch die Nacht erfreulich „kühl“, wohl nur 30°. Fast „kalt“. Um uns noch viele Frei-Ankerer, viele plaudern auf Französisch und Spanisch. Meine Flötenlieder finden Beifall. Die angekündigten zahlreichen Sternschnuppen sehen wir nur teilweise, zu müde nach dem heißen Tag.
Als wir am Freitagmorgen, 13. August, weitersegeln, haben wir teils schönen Wind. Ich „setze Gerhard aus“ im Schlauchboot, mit seiner Kamera. Dann segle ich allein mit einigen Wenden, Q-Wende und Aufschießer vor ihm her ! Wir haben nun endlich mal Fotos von der Segel-Yacht EOS, die EOS unter geblähten Segeln und in voller Fahrt. Das war eine gute Idee!
Als wir um 16 Uhr wieder in der Bucht Ucagis vor der kalten Quelle ankern, nehmen wir zum Bade das Thermometer mit: das „eiskalte Wasser“ hat 16°, unglaublich. Weder die Kanadier noch der Brite samt Schäferhund hätten es für „so wenig eiskalt“ gehalten. Wir genießen es 3x, essen die letzten Vorräte (sogar den Zwieback der ZF’ler!).
Dann geht der goldfarbene zunehmende Sichelmond neben dem Abendstern über dem Wald in der runden Bucht unter, bis zuletzt senkrechte Licht-Stangen als Spiegelung unter dem tiefschwarzen Abbild des Walds. Ich singe „Der Mond ist aufgegangen, der Wald steht schwarz und schweiget“ – wunderbare Dichterworte von Matthias Claudius. Später grunzt es laut und kämpft da draußen – ob es ein Wildschwein war?? Unheimlich in der dunklen lautlosen stillen Nacht…
Die Bilder als Show: