In Seglers Traumrevier

Gerhard, Ciftlik, 20. August 2010

Die Gegend um Göcek ist wohl die schönste in der schönen Südtürkei. Eine Insel neben der anderen, eine Bucht nach der anderen, ockerfarbener Fels, viel Kiefernwald. Malus: Tiefe Buchten, wasserlos, schwül zur Sommerzeit.

Wir fahren noch einmal durch diese beeindruckende Inselwelt, der Motor läuft langsam, wir wollen schauen. 15 Seemeilen westlich öffnet sich eine tiefe Bucht, Disiblimez Koyu, steile Felswände und am Ende nochmals eine Ausbuchtung. Westlich eine hohe Felswand, grau und abweisend, dann ein grauer Kiesstrand und anschließend ein wildes Felsgebirge, Höhlen in den Wänden, sie sehen uns wie Fratzen an.

Disibilmez_koyu_der_fels

Ein hausgroßer Felsblock klebt hoch über der Wand. Wann wird er in die Tiefe poltern? Am Ende dieser Ausbuchtung ein weiterer, diesmal einladender, grauer Strand und ein einsames Gasthaus dahinter. Unter dem Kiel flacher Sandboden. Eigenartig: Ringsum wilder Fels und der Seeboden feinster, ebener Sand. Das Wasser ebnet wohl ein. Der Anker in 12m Wassertiefe greift hervorragend. Noch 2 Boote sind mit uns hier. Gegen Abend verlassen sie die Bucht und ein neuer Nachtgast kommt. Es ist etwas unheimlich, als die Sonne untergeht. Ein Schlauchboot kommt angeflitzt und lädt zum Essen im Strandgasthaus ein. Gerdi hat jedoch schon vorbereitet: Hervorragende typisch-türkische Vorspeisen und Bohnensalat mit Zitrone. Die Bucht öffnet nach Süden, auch hier werden wir nachts geschaukelt. Wir schlafen draußen an Deck, im Schiff ist es zu schwül, da Wind fehlt.

Anderntags queren wir die weite Bucht von Marmaris und gehen in der Ciftlik-Bucht an eine Mooring. Wir lassen uns freiwillig an den Restaurantsteg fangen. „Schiffe-einfangen“, das geht so: In der Bucht konkurrieren mehrere Tavernen, alle haben Stege zum Anlegen. Nähert sich eine Yacht, dann erscheint Personal, winkt mit Fahnen am Kopf des Steges, um auf sich aufmerksam zu machen. Wir waren in dieser Bucht drei mal vor Anker, aber jetzt ließen wir uns fangen und genossen unser Abendessen im Restaurant. Alles war da: Süßwasserpool, Dusche, Trinkwasser zum Bunkern und Internetzugang am Steg. Nachts alles romantisch beleuchtet, sogar ein „einschaltbarer Wasserfall“ hoch vom Felsen runtr vor die Appartements.

Anderntags, kurz nach Sonnenaufgang, gingen wir beide das Tal hinter der Bucht hoch, Segler leiden an Bewegungsarmut. Sogar eine Quelle mit gutem kalten Wasser liegt am Weg. Uralte dickstämmige gewaltige Bäume säumen den Pfad. Weit oben bei ein paar hingeduckten Häusern sehen wir unter uns Felder und viele Bienenstöcke. Hier beenden wir den Ausflug. Auf dem Rückweg begegnen wir noch einem kleinen Jungen, der einen Sack Petersilie nach unten bringt. Er strahlt, als er seinen Englisch-Wortschatz gebrauchen darf. „Only for holiday“  – aha, aber die Naturstein-Mäuerchen zeugen von vielen fleißigen Generationen hier oben in der Einsamkeit der Berge.

Gerdi, 20.8.

Auf den 2 Fotos kann der blog-Leser nun nachträglich sehen, wie wir an Deck schlafen, siehe 15. Blog!

In jener Bucht, in der die Dolinenfelsen ausgehöhlt an wüste finstere Schädel oder viele Meter hohe Fratzen von Ungeheuern erinnerten, auch ein wenig wie die Stelle aus „Herr der Ringe“, wo die Bäume zu laufen beginnen, paddelten wir unter diese hängenden hallenartigen Felskuppeln, es hallte wider, über uns Tropfsteine, Stalagtiten. Einfach unheimlilch, wie leere Augenhöhlen in Totenschädeln. Als am Morgen um 6 die rote Morgensonne die Felsen anstrahlt, sieht alles ganz friedlich aus.

Zu den von mir nach der Erinnerung an die Vorspeisen in der Taverne in Göcek (und früher in Kusadasi) nachgekochten „Mezze“ möchte ich die daheimgebliebenen Hobby-KöchInnen mal anreizen, es auch zu probieren. Hier eine Anleitung meines roten Paprika-Petersilien-Rohkost-Tellers:

Lecker_im_cockpit_serviert

  • 1 Bund Petersilie
  • 2 Zwiebeln
  • 3 Knoblauchzehen
  • 1 Chili-Schote
  • 2 rote Spitzpaprika
  • 1 Tomate
  • 1 Tl Sumakgewürz
  • 1 kl. Tl Chili-Samen
  • Pfeffer
  • 1 Tl Paprika
  • Saft v.1 Zitrone
  • 2 El Olivenöl
  • Salz
  • 1 Tl Zucker f.d.Zwiebeln

Alles ganz fein auf dem Brett schnippeln in Würfelchen und mit Zitrone säuern. Ab in den Kühlschrank. Es soll eiskalt sein.

Das ganz fein gewürfelte Gericht sieht so rot und grün sehr appetitlich aus, am besten in einer schönen Keramischale anrichten.

Bohnensalat türkisch:

Gi-mezze-_trkische_vorspeisen_

1 Dose Bohnen, abtropfen lassen, Zitrone und Olivenöl dazu, 1 Tl Zucker, Salz, Pfeffer, Zwiebelwürfel, Knoblauch, Olivenöl.

Was ich sehr mag, ist Auberginenpüree. Im Backofen werden die halbierten Früchte in heißem Öl unter Deckel mit Zwiebeln gedämpft. Dann gehäutet. Auberginen und Zwiebeln durch ein Sieb rühren, nun mit dem Holzlöffel rührend wie bei Majonnaise.

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Die Bilder bei Flickr:

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