Gerhard, 23. August 2010
Die EOS ist nicht das einzige Schiff, das dort auf den Wellen schaukelt. Viele Gäste befahren dieses warme buchten- und inselreiche Gewässer.
Wer tummelt sich denn da alles?
Am häufigsten begegnen wir Charteryachten, weiß, meist Bavaria, von ansehnlicher Größe, ab 12 m Länge. Viel Standardkomfort, wenig heimelig, aber komfortabel, oft sogar mit Klima-Anlage! Fast wie ein Auto, von der Stange eben. Dann die Katamarane. Man sieht sie häufig, die Platzwunderfahrzeuge. Sie bewegen sich weniger elegant in den Wellen. Eine Einrumpfyacht passt sich den Wellen an, bewegt sich mit ihnen im Takt. Ein Katamaran hoppelt eher ruckartig über die Wellen und erinnert an ein laufendes Kaninchen. Der „Driver“ sitzt waagerecht hoch oben auf einem Sitz, eben wie im Auto. Die Platzvorteile sind natürlich gewaltig. Hervor quellen aus den Charterbooten an den Stegen 6, 8, 10 Personen, so wird der Yachturlaub bezahlbar. Seltener wird der Raum von einer Familie belegt. Das strapaziert den Geldbeutel des Verdieners doch arg.
Weniger wird man vom Eignern besegelten Yachten begegnen. Manche groß und mächtig, schön und edel mit jeder Art von Antennen, andere kleiner, einfacher, rustikaler, mangels Innenplatz wird viel an Deck verstaut, Fender, Ankertaue, Anker, Wasserkanister. Ich achte zwar, dass EOS´ Linien wenig gestört werden, dennoch gehören wir eindeutig zur letzteren Klasse mit unserem 2-Sterne Schiff, im Gegensatz zu den 4-Sterne Fahrzeugen. Diese heimeligen, ja manchmal urigen Schiffe transportieren oft Langzeitsegler im Rentenalter. Nicht ganz so selten „leben sie am Schiff“ und machen nicht nur Urlaub.
Und dann die Gulets. Sie sind unheimlich beliebt, belegen 50% der Hafenplätze und strecken in allen Buchten ihre 2 Masten gen Himmel. Masten? Während unseres Aufenthaltes hier habe ich nur 3 mal segelnde Gulets gesehen, dann auch nur mit Vorsegel und unter Motor. Das liegt nicht am fehlenden Wind. Zahlende Gäste, 6, 10 oder mehr belegen dort Kabinen, genießen die Fahrt auf dem Wasser, den Aufenthalt in stillen Buchten oder quirligen Häfen. Warum da noch segeln? Diese, aus ehemaligen Lastenseglern mutierten Schiffe haben ein gefälliges Äußeres, ihre Masten sind jedoch nur noch Beiwerk. Alle Segel tragen sie höchstens nur noch fürs Foto im Werbeprospekt. Kein Wunder, der heutige Schiffstourist möchte in seiner Urlaubswoche viel sehen. Der frühere besegelte Wassertransport bewegte sich auf viel langsamerer Zeitschiene. Den Gästen gefällt´s offensichtlich.
Ausflugsschiffe für Tagesausfahrten fallen auch in Buchten ein. Kaum ist der Anker gefallen und die Landleine angebracht, springen die Tagesgäste ins Wasser und vergnügen sich. Die Besatzung wirft derweilen den Grill im Vorschiff an und dann tritt plötzlich gefräßige Stille ein. Nachher geht man wieder Anker auf, besichtigt noch ein paar Felsen, Höhlen oder archäologische Stätten, falls vorhanden, und ab geht´s zurück in den Hafen.
Dann gibt´s noch die Edelklasse: Motoryachten, groß, oder in Megagröße, Segelyachten mit 30 Meter hohen Masten und 4 Saling-Paaren, nachts beleuchtet. Wohlhabende Gäste nehmen in bequemen weichen Deckchairs Platz. Anlegen und Ablegen ist nicht ihre Sache, das überlässt man standesgemäß der Besatzung im passenden Schiffsoutfit. Man genießt derweilen ein Gläschen, wohl eiskalter Schampus. Keinen Kratzer, keine Roststelle weisen diese Schiffe auf. Die Besatzung verbringt ihre Zeit mit Putzen und Polieren. Gediegene 5-Sterne Edelfahrzeuge.
Daneben sind noch kleine Fischerboote, Schlauchboote, Luftmatratzen, Mülltüten und noch manches Gäste im Reich der Fische unterwegs
So verbringt jeder nach seiner Art und nach seinen Möglichkeiten die Zeit auf dem Wasser. Keiner tut dem anderen weh, nur in den Buchten dieses Traumrevieres wird es manchmal eng.
Eine Besonderheit fiel uns auf: Es bewegen sich viele Schiffe mit der Flagge der USA, als Heimathafen wird am Heck oft Delaware angegeben. Lieben die Amerikaner dieses Segelrevier so sehr, dass sie Ihre Boote hierher überführen? Nein, Das liegt am türkischen Fiskus. Wer gebrauchte Boote einführt, muß eine hohe Steuer zahlen. Um das zu umgehen, kaufen die Türken ein gebrauchtes Schiff, registrieren es über einen Strohmann im Staate Delaware, USA (oder in Belgien) und setzen ihre türkische Flagge als Gastflagge. So sind die Türken monetärpolitische Gäste in Ihrem eigenen Land. Mustafa aus Marti Marina hat uns darüber aufgeklärt.