26. Meltemi fortissimo: Paros-Serifos, 20.Juli 15

Gerdi schreibt rückblickend nach Logbuch,

am 22.7.,unsrem 62. Tag:
(schon 3 Tage u. Nächte stürmisch ohne Pause im Traumland der griech.Kykladen-Inseln)

Der kleinste Mast mit Radarwürfel ist die EOS
Der kleinste Mast mit Radarwürfel ist die EOS
Pfannkuchen mit frischern Pfefferminzblättern
Pfannkuchen mit frischern Pfefferminzblättern
Milkshake und Lemoncake
Milkshake und Lemoncake

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Griech.Salat im Bergdorf auf Paros
Griech.Salat im Bergdorf auf Paros
Huhn von Pepes Grill
Huhn von Pepes Grill

Paros,1.Mal Souflaki

Lahmacum im Strandlokal
Lahmacum im Strandlokal
Morgen soll der Wind auf 4 bft flauen...
Morgen soll der Wind auf 4 bft flauen…
Kali spera, Paros
Kali spera, Paros

Mit der schönen bunten Erinnerung an kleine Köstlichkeiten „an Land“ wie Milkshake, griechischer Salat, mein deftiges Ratatouillle, Pfannkuchen und ein gegrilltes Huhn wagen wir am Montagmorgen, den 20.Juli, bei Meteo Poseidon „etwas weniger Wind als 5 bft“ uns von unsrer sicheren Mooring in Paros los zu machen. Noch optimistisch an einen flotten Segeltag glaubend reffen wir die neu gesetzte kleine Fock und ziehen auch das Groß nicht ganz hoch. Doch es dauert keine Stunde und es packt uns der mit bösartigem Dröhnen und Heulen, die Wellen werden höher und wilder, kabbelig die schäumende See.

5 -6 Bft, sieht man nicht
5 -6 Bft, sieht man nicht

Sichern und einstemmen (800x533)
Weiter einreffen, Schräglage, Ölzeug anziehn im wild schlingernden Schiff, Schwimmweste drüber, raus ins Nasse, Wellen über, Lifebelt einklinken, Pinne packen, wieder in den Wind und voll in die steigenden Wellen, wo der Bug wie ein Schöpflöffel das Meer bunkert und uns zum Heck spült – wie ein See am achteren Luk… Reffen am Rollgroß… alles klappt. Trotzdem irre Krängung… Wellen über Sprayhood und- klatsch- über das über 2 m hohe Biminidach… Am Bug kommt von irgendwo wieder Wasser rein und läuft unter den Verzierplatten, die die türkischen „versehentlichen“ Schraubenbohrlöcher am Himmel verdecken sollen, aufs Bett. Meine Koje ist vorsorglich mit Plastikplane eingepackt, nun läuft es salzweiß auf die bb-Koje und auf das Ablagefach an stb…
Wir segeln tapfer, Meltemi fortissimo, alles fast von vorn, wie ein Frontalangriff auf unser niedriges mit 10 m für diese Seen zu kleine Schiff…Nach einer 10 minütigen Windpause braust der Meltemi mit neuer Kraft , 1,5 m hohe Wellen? Höher?… Um 15 Uhr notiert der Skipper lakonisch im Logbuch:6 bft, Motor dazu… Noch über 1 Stunde kämpfen wir richtig in dem Seegang- . fast mit Vollgas steuern wir an dem großen Buckelfelsen vorbei, mit gereffter Fock und Motor mit nur 2 kn , vorwärts, Meter für Meter gegenan… Dann quetsche ich die Pinne heftig nach Backbord zum Einbiegen in die Bucht vor Serifos, um die wunderschöne Insel SERIFOS zu erreichen mit ihrer dramatisch am steilen Felshang klebenden weißen Chora, der berühmten pittoresken Oberstadt .
Auch dann noch kräftig gegenan… ob wir’s schaffen? Stoßgebet zu unsrem Herrgott. Drinnen weißgischtig, aber etwas mäßigere Wellenhöhe. „Schützende Bucht“ ist bei dem Seegang etwas übertrieben….Schon viele Boote schwojen an den Ankern,, wir versuchen es 2x, dann hält unser großer guter Anker auf dem Sandgrund vor einem türkis-leuchtenden Meeresband und goldnem Strand… Am Steilhang neben uns ein Appartementbau, Pool, Bar, Blumen, Urlaub- keine Ahnung von Sturm…

Ankerblick, Bucht vor Serifos
Ankerblick, Bucht vor Serifos

Ab 16.15 zerrt die EOS wie wild an ihrer Ankerkette… Wir genießen den traumhaften Ausblick auf die Chora Serifos. Alle 30 Minuten fährt ein Bus die Touristen und Einheimischen hoch über die Serpentinen… Es wirkt rein optisch (!) fast filmreif und romantisch auf mich, doch ich höre, wie um uns der Nordwind heult und dröhnt. Gleich leg ich das salznasse Ölzeug ab und koche Risotto oder Reis-paprika-Pilav… Lecker. Danach kalte dunkle Kirschen aus Paros…Die ganze Nacht ohne Pause dieser Wind, fortissimo, presto… keine Minute Schlaf!!!! Ob es 6 oder 7 bft sind, wenn es so teuflisch pfeift und heult und das Schiff krachend und quietschend kreiselt, weiß ich nicht. Wie gerädert (auch vor Angst, daß der Anker ausbricht) kommt Gerhard früh an meine Koje: „Du, 2 Yachten sind aus dem kleinen Hafen raus, laß es uns versuchen, da rüber zu motoren.“
Mit Schräglage steuern wir rüber, ca. 1 km, mit 5 vorbereitet belegten Leinen und Anker und 8 Fendern in der Reling…. Im Höllenlärm des Sturms schreien uns Belgier am Kai zu: 1 Platz frei!!! Da!!!“ Helfende Hände sind bereit an Land. Wir zielen auf diese schmale freie Stelle zwischen großen Yachten, die hier ankern. Die Belgier schreien: „NO anquor! !!!!!“- denn dann wären wir mit Sicherheit „cross“ mit deren Ankern- also rückwärts in die schmale Lücke, am Bug schon fängt die Frau unsere Leine und hält uns fest im Gewell… Gerhard schafft es, die Heckleinen rüber zu werfen- gegen den Wind! Und dann schaffen es alle Männer und Frauen gemeinsam, die EOS festzumachen… Ich zurre die Vorleine nun am Bug fester, die am belgischen Nachbarn auf der Klampe befestigt ist. Gerhard springt auf den stilvollen 75 Jahre alten Zweimaster-Holzsegler an stb und legt einen Palstek auf dessen Bugpoller. Geschafft. Ohne Anker aber vom Heck mit 6 bft vom Kai weg geblasen liegen wir sicher, aber nie „still“ im Gebraus.
Schräglage, Sturmgeheul, Meer peitscht über den kleinen Betonkai. Gerhard läßt die an 2 Leinen an den Achterstagen aufgehängte Brett-Gangway ans Heck… Kurzer Ausflug auf festen Boden. Viele liegen schon länger da und warten auf weniger Wind… oft Charterboote, Polen, Russen, Österreicher, Holländer, Franzosen, Engländer, Deutsche….
1 cm Gin im Stamperl auf unsren nüchternen Magen, ein Morgengebet (Dank, und ein paar Kirchenlieder auf der Flöte für Martin!! Wer nur den lieben Gott läßt walten….)

Unser kl. Martin, vor 32 J., 4 Mon.alt. Jonische Inseln
Unser kl. Martin an Bord der 8m-MARION, vor 32 J., 4 Mon.alt. Jonische Inseln

Ganz liebe SMS von Vroni, Erika, Joachim, Martin, Micha. Ich sende das Foto von der weißen entzückenden Chora. Jeder wär gern hier…. Naja….lieber nicht. Es dröhnt und pfeift….

Serifos, Blick von oben auf den Hafen+Bucht
Serifos, Blick von oben auf den Hafen+Bucht
Drüben unsere vorherige Insel: Paros
Drüben unsere vorherige Insel: Paros

Frühstück um 11… heißer grüner Tee, 2 Tassen Eduscho-Bohnenkaffee, Käse und der Rest Rinderschinken von der Türkei, 2 kleine Birnen….
Die Bilge faßte wieder Seewasser, keine Ahnung wo. Gh hat inzw. Diesen 50×50-Heckluk-Deckel mit 5mm dickem Moosgummi abgedichtet und mit einem Splint niedergehalten… Im Salzwasser ist wohl unsrer Sprayhood Bj.2010 geschrumpft und wir bekommen die Riegel fast nicht mehr zusammen beim Spannen… Tapfer die Segel, hier laufen immer mal Skipper mit großen Segelsäcken zum Segelmacher, das Groß, die Fock…
Wir sind todmüde von der durchwachten Nacht und versuchen, bei dem Windlärm etwas zu schlafen.
Um 17 Uhr gibt‘s Nescafé und Honigmelone. Um 18 Uhr fahren wir mit dem Bus für 1,60€ in 12 Minuten hoch zur Chora. Wunderschön die weißen Würfelhäuser mit ihren hellblauen Fensterläden und Holztüren… Steil die Felsen, daran wie geklebt die App’s und Mini-Tavernen. Es bläst so heftig, daß mich Gerhard fest an der Hand führt, als wir die Stufen zur höchsten Kapelle hochsteigen. Traumhaft schön die engen Treppengässlein zwischen den winzigen Hauswürfeln… Unten die blaue Bucht mit den ca. 20 Ankerbooten und der EOS im winzigen Hafen des Dorfs neben dem Strand. Die Fähre tutet…

Sturmverweht erklimmen wir das Wegle zu der besucherlosen Taverne bei den 5 Windmühlen und trinken ein Bier und teilen uns einen köstlichen, knackigen Griechischen Salat mit Kapern und Feta. Das Brot dazu ist knusprig und schmeckt himmlisch.

Draußen Starkwind seit Tagen....
Draußen Starkwind seit Tagen….
Dem Felsen abgerungen
Dem Felsen abgerungen
Windmühlen neben uns
Windmühlen neben uns

Serifos, Windmühlen m.Gerdi Serifos, Windmühlen m.Gerdi, verweht

Abend in der windumtosten Taverne/ Chora
Abend in der windumtosten Taverne/ Chora

Dann geht die Sonne hinter die hohen Felsen und läßt die (ehemaligen?)Terrassenfelderstreifen am Hang rotbraun leuchten. Der Ortsbus um 20.30 Uhr bringt uns ins „Tal“, mutig in den Engstellen zwischen den vielen Rent-a-car-Autos am Rand.
Bei der 24 Std. geöffneten Bakery gönnen wir uns einen frisch gepressten Apfelsinensaft auf festem Boden, bevor wir wieder auf die schwankende EOS klettern…
Neue Yachten abenteuerlich am Anlegen… Der stürmische Wind mit Böen 8 soll bis Freitag anhalten, also keine „Linderung“ in Sicht.

Beten mit Meerblick...
Beten mit Meerblick…
Kapelle...leider zu
Kapelle…leider zu

So beschließen wir, mit den beiden Nachbarbooten auch bis Freitag oder Samstag hier auszuharren… -zur Schonung unsres schönen alten vergleichsweise winzig-kleinen Schiffes und auch meiner Nerven,die bei dem ewig gleichen Molto Fortissimo kaum Erholung spüren. Die Geduld-Reservoirs werden bei diesem Dauersturm nicht aufgefüllt- auch wenn ich hoffe, bete, flöte…
Ein Glas Retsina… Gerhard gelüstet es noch nach dem Rest Risotto, ich spiele einige Lieder auf der Mundharmonika, die aber nur ich allein höre in dem Windgebraus… Um Mitternacht zu Bett. Es stürmt die ganze Nacht und auch am Morgen. Die Wanderschuhe stehen schon bereit, Gerhard will um 5 früh vorm Sonnenaufgang zur Chora hoch wandern und beim Abstieg das Panorama ausgiebig genießen…

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