Gestern am Abend fiel der Anker in Kythnos. So eine kahle Insel! Kaum ein Baum, nur die stacheligen Bodendecker. Erinnert an die braunen Zimtzöpchen in den griechischen Bäckereien. Um hier zu leben braucht man schon große Heimatverbundenheit. Weiße kleine Feriensiedlungen als Einsprengsel inmitten einer braunen Einöde. Nur unten an manchen Buchten etwas Grün. Bemerkenswert sind nur die Diskos im Ort. Die Bässe wummern bis zum Morgengrauen übers Dorf. Um diese Zeit haben wir auch die Insel wieder verlassen. Die Morgenstunden gefallen. Ruhe, angenehme Kühle. Der nächtlich belebte Ort ist zur Ruhe gekommen. Kompasskurs 275°.
Etwas zusätzlich segeln, dann wieder Flaute. 100% Feuchtigkeit, schlechte Sicht. Ab und zu taucht ein Schiff auf und verschwindet bald wieder im Nichts.
Hier sind die Schiffe nach und von Piräus unterwegs. Die langsamen Schiffe sieht man früh, aber die Speedrunner, die mit 55 km/h Fahrzeuge und Personen an ihre Ziele bringen, die sind unheimlich schnell. Hoffentlich hätt die Brücke gut Ausguck nach draußen und auf ihren Radarschirm. Der Nebel hält sich an der Oberfläche. Von den Schiffen sehen wir zuerst die Masten. Schräg vor uns an Steuerbord taucht die kleine Insel Agios Georgios auf. Auch nur der Gipfel. Den Rest veschluckt der Nebel.
Ein Containerfrachter taucht urplötzlich 300 m vor uns auf und verschwindet gleich wieder. Gerhard, pass auf, bleib ständig im Ausguck!
Die Insel zeigt: wir sind auf Kurs. Kein Hexenwerk. Die elektronische Seekarte auf dem Smartphone zeigt den aktuellen Standort und die Richtung in die wir fahren. Früher, noch vor GPS- Zeiten hat man den Kurs der Karte entnommen, ein paar Berichtigungen eingepflegt und danach gesteuert. Wurde dann eine Landmarke sichtbar, konnte man wenn notwendig, den Kurs korrigieren. Man tänzelte immer zwischen Peilkompass, Karte und Steueranlage hin und her. Richtige Arbeit war das. Heute: Blick auf die elektronische Seekarte, einen Button an der Karte drücken, das wars. Seefahrt unserer einfachen Art ist unkomplizierter geworden aber es ist die gleiche Sorgfalt wie früher notwendig.
Jetzt kann man auch bei finsterster Nacht eine Bucht anlaufen und hat jederzeit den Ort und die Wassertiefe (nur unbeleuchtete Ankerer sind gefährlich). Die virtuelle Welt, in der wir uns bewegen.
Der Meltimi legt gerade eine Pause ein. Wir sind froh darüber. 3 Wochen immer Starkwind, das ist unangenehm und belastet auch die Seele. Dennoch schade, dass wir die Ägäisinseln verlassen. Ihre herbe Schönheit beeindruckt ebenso wie der kräftige Wind.
Wenn wir so mit 5 kn weiterfahren, dann werden wir in 7 Stunden in Poros auf dem Pepoponnes und damit im Saronischen Golf sein.
Hier alle Bilder, auch die von Poros: Klick