Gerdi schreibt rückblickend,
4. Sept. Südostbay Kastos
-Bucht bis 9.Sept. Dorfhafen Palairos/Zaverda Bay
Wenn der Skipper die Route gewählt hat, speist er die Daten in sein Smartphone vom GPS und wir können den Track auf dem kleinen Bildschirm kontrollieren. Wir aber haben auch noch historische papierne große Seekarten dabei, also Landkarten bzw. See-Karten von der Größe 120cmx70cm, gefaltet, so liegt sie dann am Kartentisch im Salon unten, vor Seewasser geschützt. Darauf sind noch unsere alten Bleistifteinträge zu lesen, als wir mit unsrer 8m-Stahlyacht Marion 1983-1990 Törns gesegelt sind und 2009-2011 zu zweit, Rhône bis Marmarameer und 2014 via Donau ins Schwarze Meer und via Istanbul bis Bodrum-Kos…
Die aktuelle ist gerade eine aus dem Jahr 1867. Am 10.Januar in London publiziert „under the superintendence of Captain G.H. Richards, hydrographer… New editions June 1872…1948….und noch 18 x bis 1987, da kaufte Gerhard unsere KARTE. Die Orte, die wir anlaufen, sind oft nur als 1-2 Häuslein verzeichnet, inzwischen aber britische Marinas für Neillson-Charteryachten oder stark expandierte kleine Städte mit Häfen, Ferienhäusern, Supermarkt und Tankstelle:-)!! Auch die Namen der Inseln und Orte sind zu heute unterschiedlich: Zante ist Zakynthos,unsere Bucht hier heißt auf der alten Karte Zaverda, der Ort aber heute Palairos.
Landleinen
In so tiefen Buchten, die in der Mitte wie ein Kar im Gebirge aussehen und 30-40 m tief sind, kann man nur bleiben, wenn man auf 12m ankert und sofort 2 Landleinen ans Ufer ausbringt und an den Felsen festmacht. Gerhard hat das mit dem Beiboot in der Türkei oft gemacht, nun also auch mal hier. Die Landleinen auf der Rolle sind 100 m m lang, er muß flott paddeln, ich halte die EOS am Platz, der Anker ist da schon bei 12m am Grund. In heißer Nacht bläst dann leider nicht der Nachtwind durchs Vorluk, denn die EOS kann sich nicht im Wind ausrichten. Sehr heiß war’s… Gh. schlief an Deck.Am Morgen bestieg er den Hügel und machte fantastische Fotos, siehe am Ende d.Artikels bei „klick“




Mit Nudelsalat und gegrillten Souflaki hatten wir wieder gute Bordküche :-)Die grüne Ankerbucht Südostbay auf Kastos war wunderschön, fast reine Natur, keine Taverne, nur Ziegen! Nachts ankerten zwar dann doch 6 Boote, alle mit Landleinen wie wir auch. Aber als der Franzose nach 2 Stunden ratterndem Aggregat endlich sein Gedröhn abstellte, folgte ein sanfter Abend!

Sternenzauber
Wir saßen schweigend im Cockpit, über uns begann der allnächtliche Zauber der unbeschreiblichen Sternenzahl hoch über uns wie an einem tiefschwarzen Samtgewölbe. Nur sitzen und schauen, nur staunen und beten, und danken für das, was Gott uns schenkt! Die Milchstraße wie verschüttete Milch, eine lange breite Bahn im Dunkel – inmitten der funkelnden und flimmernden Sterne, viel mehr als man in Eriskirch sehen kann. Nur auf der Arflina in den lampenlosen Höhen der Fideriser Heuberge gibt es im Winter über den Schneebergen diese unermeßliche Fülle von Sternen. Joachim beherrscht die Kunst, dieses Sternenmeer zu fotografieren, ich nicht…
Ich liebe das Sternbild des Skorpion, den gelb leuchtenden Antares im Dreigestirn, den geschwungenen Bogen des Stachels rechts davon. Staunen. Erkennen..Die Cassiopeia, der große Wagen, im Finstern der Nacht seh ich auch das Reiterle auf der Deichsel, das Vati uns Kindern immer suchen ließ bei den nächtlichen sommerlichen Spaziergängen zwischen Leutershausen und Sachsen… Nicht satt sehen kann ich mich an dem Gefunkel. „Der Wald steht schwarz und schweiget“ – so spiele ich leise auf der Mundharmonika in die Nacht. Neben uns lag eine schöne alte engl. SY, Bj. 1950, immer wieder bewundernswert, wie diese Schönheiten gepflegt werden! Right Royal der stolze Name.Ganz ohne moderne Technik.

Am Morgen segeln wir geruhsam zum Festland, die Küste von Kastos hoch.Raumer Wind, eine riesige rotweiße MINOAN-superfast-Fähre weckt Erinnerungen an unsere mehrfachen Fährereisen mit unsren 3 Kindern, zum Landurlaub auf der Mani/Peloponnes, Chrani, Dimitrios,…Venedig-Patras.

Tags drauf segeln wir nach Mytika, gegenüber von Episkopi.. Kurs Nord: Immer ein Zeichen für das nahende Ende des Segeltörns…Nach 100 Tagen die ersten Wolken. Noch 33° im Boot, aber draußen keine Sonne. Wir kaufen ein, eindeutig ist schon Saisonende. Da freut sich der Wirt vom Glaros, daß wir 2 seine einzigen Gäste sind in seiner Taverne direkt am Meer.
Der Fisch ist vorzüglich, Ghs Fleisch-Casserole auch. Der Ort ist fast ausgestorben, nun sitzen vor den Häusern die schwarz gekleideten Witwen und die Rentner auf den Stühlen… Junge Leute gibt es wenig, man erkennt sie am Smartphone.
Wir hören im Wetterbericht von Regen 2 Tage lang. So brechen wir am 9. September auf und segeln mit raumem Wind, aufbrisend, an der Festlandküste nach Norden. Im kleinen Hafen von Palairos ankern wir und die EOS fährt trotz Seitenwind brav rückwärts zwischen die Yachten, die Gangway ist für mich zwar ein Zitterakt, aber der Landgang ist auch für die Beine wichtig Ein Gespräch mit dem Wirt einer Taverne (gutes Engl,7 J. Australien) bringt uns den Stolz der Griechen nahe: Das Olivenöl Griechenlands sei wie reines Gold, der Duft einer angeritzten Zitrone ist paradiesisch. Zurück durch leere Gassen zum Hafen, ab 21 Uhr soll’s regnen. Da werden wir uns mal mit dem Regenschirm aufmachen und Gyros unterm Tavernendach schmecken lassen hier drehn sich die Spieße, auch wenn wenige Gäste da sind. (Die Griechen fielen heuer zu 70% ganz weg! Ein Verlust für Ferienhausvermieter und Tavernen!!
Starkwind-Nacht und Stromausfall
Nachts um 2 schrecke ich auf durch grelle helle Blitze- husch, husch, die Luken dicht machen, die Lüfter zu, die Niedergangstüren eingesetzt…und dann geht es los: Wilde Böen, dumpfes Grollen, aufheulender Wind, in den Wanten der schon schräg geblasenen Boote heult und singt es in den höchsten Tönen. Tief der Dauerton des Starkwinds, 7? 8? Durchs Bugfenster sehe ich die Häuser taghell beleuchtet durch den dichten Regen, der auf Deck prasselt, das Land. Dann schwillt der Sturm an, ein Dröhnen, der Anker knarrt- aber er hält! Das Beiboot müssen wir kürzer anbinden, da es sich in den Ankerkette und Mooring des Nachbarschiffs verhakt hat. Gerhard zurrt die hölzerne Gangway 60 cm hoch über den Betonkai. Vor der nahen Hafenmauer schäumt und brodelt das aufgepeitschte Meer. Und dann ist es schlagartig stockfinster, Stromausfall in der ganzen Bucht. Nur die Solarleuchten an den Booten am schlingernden Charteryacht-Ponton sind kleine Lichtpunkte. Nur Autoscheinwerfer strahlen mal auf, sonst finster, und es lärmt gewaltig.Es stürmt, es pfeift, die Eos wird gegen das Nachbarboot gedrückt, die Fender quietschen, die Taue ächzen… Erst nach 3 Stunden geht die Lampe am Quai wieder an und das Dorf hat wieder Strom…Wir wachten, schliefen nur in kurzen Phasen… Auch das ist Segleralltag.
Bilder von Mitika und Palairos. Klick