GerhardSie kann und sie hat!
Wir liegen in der Bucht knapp südlich von Cap Zafferano und hatten eine ruhige Nacht. Bevor wir unser Tagesziel Termini ansteuern schauen wir noch bei unserem Nachbarschiff „Strolch“, einer Aluminiumkonstruktion, vorbei, um etwas mehr über dieses interessante Schiff zu erfahren. Win sympatischer Einhand-Langstrecken-Segler. Dann lege ich den Kurs nach Termini fest. Es sind nur etwa 10 Meilen, die Stadt ist fast schon zu sehen. Wind fehlt, so nutzen wir den Motor und den Autopilot. Es ereignet sich eine halbe Stunde nichts besonderes. Dann sieht Gerdi eine Möwe im Wasser stehen- auf 2 langen Beinen!!!- und macht mich darauf aufmerksam. Ich sehe kurz hin, Entfernung etwa 50 Meter, die Möwe steht auf einem Balken. Kurz darauf Gerdi: „Das ist ein überspülter Felsen“. Wir sind noch 15 Meter von der Möwe entfernt, die jetzt auffliegt…Sofort lege ich den Rückwärtsgang mit voller Kraft ein und wir kommen 5 Meter vor dem Riff zu stehen. Ohne die Möwe und Gerdis Aufmerksamkeit hätte die Reise hier ihr vorzeitiges Ende finden können.Ein wenig verwundert es mich schon, dass so eine gefährliche Klippe, die eine gute Seemeile vom Land entfernt liegt, nicht durch einen Stab oder eine Bake gekennzeichnet ist.Wie konnte das geschehen?Beim Ansteuern der Bucht habe ich gestern diesem Riff die nötige Beachtung geschenkt, aber es lag weit außerhalb unserer abendlichen Ansteuerung. Heute hatte ich es total vergessen und den Kurs nur oberflächlich direkt über das Riff abgesetzt. Ein schwerer Fehler!Die Erkenntnisse:·
Auch Erfahrung schützt nicht vor Fehlern!·
Jedes festlegen eines Kurses mit voller Aufmerksamkeit durchführen!GERDIAuf See, zu den Äolischen Inseln, Lipari und StromboliEs ist immer ein Glücksfall, wenn wir genug Netz haben … Ging heute am Ankerplatz Cefalù, und wir freuen uns immer, wenn uns jemand schreibt. Meist sind ja unsere Mitleser begeistert und lesen den blog wie einen Tagesroman in der Zeitung.Das kostbare Notebook ist im Salon auf dem 90×100 cm feudal großen aufgeklappten Tisch auf einem jener rutschhemmenden Gummisets aufgebahrt und so kann ich trotz Segel und Wellengang sicher antworten. Auch an die ungewohnte flache Notebook-Tastatur hab ich mich gewöhnt. Aber Gh muß schon immer zur Seite sein, weil Windows Vista ganz andere Aufrufsymbole hat als mein Windows am PC daheim.Mancher schrieb uns, ihm reiche schon das Angucken der Fotos und sei froh, bei Seegang nicht mit dabei sein zu müssen .Zu den bewegten Bildern: Nun, das ist ja bloß der Anfang. Wenn man das filmt, geht es so langsam los und man sagt noch ganz lässig: „Cool, weiße Gischtkronen… die Wellen werden nun viel viel länger… hol doch mal die Kamera…“5 Min. später ist man flugs in die Schwimmweste geschlüpft, hat die Lifeline am an Deck rundlaufenden Stahlseil eingeklinkt, Gh hangelt sich zum Mast und refft was geht, höchste Aufmerksamkeit, daß ja nix schiefgeht, dass sich die lange anfangs wie ein Fangseil runterhängende rote Reffleine nirgends rumtörnt und was mit sich reißt! unseren schönen Plath-Kompass neben dem Niedergang hat sie schon mehrmals umgarnt, wenn der lose Großbaum beim Reffen wild schlägt. Auch hab ich freilich immer Angst um Gerhard, grad mitten in der Nacht, wenn das Meer braust und die Wellen viel höher sind als der Baum und die Eos mürrisch und ungehemmt hin und her wälzen. Gerhard ist aber immer (!) eingeklinkt, aber wenn er fällt, könnte er sich doch verletzen. Ich im Cockpit fürchte den schlagenden Baum aber auch, weil mir die Großschotrolle schon mal herzhaft entgegen gesaust ist, auf die Brille, nachts um 4.Wir haben inzw. sooo viel Schönes gesehen, die grünen Hügel von Sardinien, das kristallklare Wasser in smaragdgrün und azurblau, silberhelles Wellengekräusel am Abend im Mondschein, die aufgehende Sonne, gelborange wie ein Spiegelei in der Pfanne und die untergehende, blutrot wie eine Computeranimation, ein Feuerball, der aufs blaue Meer sinkt, wie ein müdes Haupt.Zum „Vorsichtigsein“ ist zu sagen, daß wir täglich den Bulletino meteo abhören mit einem kleinen Funkgerät, daß wir nicht leichtsinnig große Segel stehen lassen und immer rechtzeitig reffen. Aber „im Hafen bleiben“ wegen Windvorhersage tut ein Segler natürlich nicht. Man ist im Hafen, wenn man einkaufen muß, der Müll weg muß oder Wasser gebunkert werden muß. 80 Liter.Dann gehn wir zwei in die Stadt, erfragen uns auf italienisch die notwendigen Läden, (ohne italienisch ging nix seit Sardiniens Mitte, keiner kann Deutsch oder Englisch, in Sizilien haben die wohl manchmal noch keinen Touristen aus Deutschland gesehen!)Oh!!! die Signora a l l e i n , „Oh Dio!!!“Das gibt es schon gar nie. Sposato? Wo ist dein Mann? Auch auf den schattigen Parkbänken herrscht strenge Geschlechtertrennung, egal ob jung ob alt. Die Männer spielen in fröhlichen Gruppen Karten, die Frauen sitzen auf der Bank und gucken stumm auf mich, oder sie sitzen auf einem wackligen Holzstuhl vor der Haustür in der Gasse, nach drinnen versperrt ein Vorhang das Eindringen neugieriger Blicke .Wenn wir nach Einkaufsliste alles im Wagen haben, verteilen wir nach dem Bezahlen an der Kasse das Gut auf unsere 2 Rucksäcke, zum großen Erstaunen der plastiktütenbewehrten Helfer. Wie zwei Esel laufen wir dann, oft weit, zurück zum Hafen oder zum Klapp-Holz-Bananaboot und rudern zur EOS. Das ist alles schon Routine. An Bord krieg ich 10-15 Minuten und alles ist rasch verstaut, in Weidenkörben, kleinen Fächern, in dichten Dosen (auch Fisch und frisches Fleisch).
Beim Braten der gestern von Fischer Dino in Termini geschenkt bekommenen Fischle (12-15 cm „Größe“, Vollmond ist kein Fangwetter) benötigte ich unsere Wok-Pfanne wegen des heftigen Schaukelns, da die Wellen quer zum Rumpf anrollten vor Anker! Ich hab sie einzeln frittiert, denn am kleinen Wok-Boden hielt sich das Öl tapfer. Dazu gab es Kartoffeln, gekocht in grobem Meersalz und scharf angebraten mit Rosmarin, Olivenöl, Knoblauch. Dazu knackigen Salat aus kleinen halbierten aromatischen Tomaten und roter Paprikaschote, rot-lila Zwiebel, Oliven. Köstlich!Draußen eine atemberaubende Kusisse, Cefalù, ein pittoreskes Dorf auf der meerumspülten Felsklippe, wehrhaft die mittelalterliche Stadtmauer mit gewaltigen gemauerten Spitzbogentoren, eng aneinander geschmiegten schmucklosen Häuschen, sanft ja diskret nur angestrahlt. Daneben die Neustadt, Touristen, Wohnmobile, Sonnenschirme, Kinderlachen am Strand, Schlauchboote, lebhaftes Treiben in den Lokalen, Vespa-Geknatter, Panflöte mit Trommel – schön. Aber die zunehmende Brandungswelle mit ihrem Rauschen verdeckt bald den musikalischen Ohrenschmaus.Wir waren in Termini trotz der noch ungewohnten Hitze, 32°, ab 4 in der Altstadt. Kein Tourist. Die Gassen führen steil in die Oberstadt zur riesigen Basilika. Diese Treppen sind wunderschön gebaut, wir kennen sie schon vom Törn mit den 3 Kindern, 1990, als wir wegen des Bosnienkrieges die Ostküste Italiens runtersegelten, zum Gargano, bis Brindisi. Vieste, Peschici, Monopoli. Auch dort diese glattglänzende Steinquader als Stufen, Erika wollte immer „Engele flieg“ machen, sie war ja erst 2 1/2 Jahre alt und diese 25 cm hohen Stufen waren höher als die Beinchen.In Termini aber waren diese Stufen nun noch eindrucksvoller. Seitlich zwei Reihen mit hellglänzenden Steinquadern, ca. 80 x 30 cm, dazwischen fast sternförmig in Sektoren abgeteilte „Fächer“, die abwechselnd mit dunklen und hellen 8 cm langen aufrecht stehenden glatten runden Kieselsteinen ausgelegt sind. Erschrocken weichen wir manchmal schnell zur Seite aus, weil grad mal 3 m keine Stufe ist und, presto presto, ein Auto um die Ecke biegt.Es duftet überall nach Waschmittel, denn über den Köpfen flattert die Wäsche, Kittelschürzen, Nachthemden, viele! Die Nächte sind heiß, auch wenn man diese Jalousette-Fensterläden geschlossen hält. Und nach frisch gebackenem maisgelbem Brot mit Sesam oben drauf duftet es, nach himbeer-rosa Zuckerguss bei der Pasticceria, und bei der Macelleria gibt es oft nur Fleisch von einem Tier, Vitello (Kalb), Rind, Schwein, Hammel, Lamm – was früh eben „dran war“ zum Schlachten.Ich finde nicht ein Geschäft, in dem es Ansichtskarten gibt. Drum kriegt ihr grad keine Postkarten, :-(Eben funkte uns eine Yacht auf offnem Meer an: „Hallo Eos! Ist das eine Hallberg-Rassy? Wow! Wunderschön, da habt ihr ein echtes Schätzchen!!!“ Er kommt von der Türkei, die er uns sehr empfiehlt, und er geht durch die Biscaya rund Spanien und Ärmelkanal nach Bremen. Schön, solche Langzeitabenteurer zu treffen! Er segelte eine halbe Stunde exakt auf unsern Bug zu, und als ich auswich, funkte er uns an! Gerhard erlebte so das erste Funkgespräch mit dem neu erworbenen Funkgerät, das wir zum Abhören des Seewetterberichts Mittelmeer mit Windvorhersage in Cagliari erworben haben.Nun genieße ich ein Glas giftgrüner Menta, Pfefferminzsirup in Wasser, küh
l aus dem Kühlschrank, der von unsrer unermüdlich energieaufladenden Solarzelle gespeist wird.Allen daheim liebe Grüße, uns geht’s gut. Der lädierte geprellte Arm wird schon heil werden. Die Klettschiene laß ich seit gestern weg, um die Sehnen zu trainieren, wenn eine beschädigt sein sollte, halt die gesunden meiner Greifhand. Geduld…..GERDI