Von Pithagoria auf der Insel Samos nach Kushadasi, zur kleinen Bucht bei Bölme Adasi und nach Cesme06:15 UhrAnker auf. Der frühe Start soll uns bis mittags ans Ziel bringen, denn üblicherweise entfaltet der Meltimi seine größte Stärke am frühen Nachmittag. Ziel ist der Hafen Cesme, am türkischen Festland gegenüber der griechischen Insel Chios. Wir fahren hart am Wind und müssen bald wieder reffen. Der Wind nimmt auf 5 Bft zu. Dann müssen wir einen nördlichen Kurs einschlagen und wieder den Motor bemühen. Gegen Wind und Wellen machen wir nur 2-3 Meilen pro Stunde gut, normalerweise bei gleicher Motorleistung das doppelte an Geschwindigkeit. Aber dann lässt der Kurs wieder Segeln zu und im Nu müssen wir das Anlegen vorbereiten. Über Funk, Kanal 72 bitte ich um einen Liegeplatz. Ein Marinero kommt uns entgegen und ist beim Anlegen bei der Übergabe der Mooring behilflich.
Der Hafen ist nahezu leer. In dem weiten Hafenrund unter der historischen Bastion wird eine große moderne Marina gebaut bis Frühling 2010. Die Stege werden vollkommen neu verlegt und der Hafen wird darum in einer Woche geschlossen. Nur noch wenige Transitjachten liegen hier.Jetzt haben wir ein Problem. Das Petroleum für unseren Kocher geht endgültig zur Neige. Wir wollen schon mit dem Bus nach Izmir fahren, da begegnet uns Mehmet, ein Kapitän. Er vermittelt uns 10 Liter Petroleum direkt von der Raffinerie. Wir wussten einfach die türkischen Worte nicht für „gereinigtes Petroleum“ So konnte auch niemand unsere Wünsche verstehen. Die Landessprache nicht zu können, das ist der größte Nachteil in einem fremden Land. Mehmet war dann noch auf der EOS und hat geholfen, den Alkoholvorrat zu vernichten. Zuvor war ich aber noch bei ihm zum Essen. Er kocht gerne und gut!Jetzt ist es Nacht und es regnet, blitzt und donnert. Wir wollen abwarten, was der morgige Tag bringt. GERDIWir bummeln durch die engen Bazargassen, lauter kleine und winzige Läden, kaum Kunden, immer 1 Verkäufer am Hocker davor wie ein Wächter, gelangweilt oder werbend: „Deutsch? Alles klar? Kaufen Leder? Tasche? Billig!“ Zwischendrin Gemüse wunderbar ausgebreitet und köstliche Früchte, gelbgrün getreifte Melonen, Nektarinen, Pfirsiche, Zwetschgen, kleine süße Weintrauben, Erdbeeren! Aber auch viele ganz heftig riechende Verkaufsstände mit Innereien am waagrechten Spieß, Döner mit Ayvar 5 türk.Lira, Köfte, Balik (Fisch), Kaffee, Chai, Eis, Pastizzerien mit unglaublilch schön verzierten, mit Mandel, Walnuss oder giftgrünen Pistazienwürfelchen gekrönten Stückchen, süß und salzig, in flüss.Honig schwimmend oder nach Schafskäse riechend mit Gekräusel wie Fadennudeln drauf. Wir probierten aber keine der Köstlichkeiten.Als ich , wie in Kushadasi, keinen einzigen Briefkasten finde, frage ich. Kopfschütteln. Ratlosigkeit, obwohl ich Vatis Brief fertig frankiert und adressiert in der Hand halte. Immer wollen sie lesen, an wen er ist und wo derjenige in Cesme wohnt, dass sie mich dahin leiten könnten. Endlich ein Aufleuchten in einem Gesicht: „Aaah..! Post!!“ Und nun werden wir ganz zurück zur Seaside, also an die Hafenpromenade geschickt. Geschafft. Auch hier misst der „Briefkasten“, hellgelb und unscheinbar am Drahtzaun, nur 28×20 cm!Wir tauchen wieder ein in die engen Gässchen, wo es alles gibt. Schneider, Schuster, Bäcker, Fischhändler, viele Gemüsehändler, Kleider, Fotoläden mit unglaublich hergerichteten Bräuten , Motorrollerverleih, Tickets für Fähren nach Ancona, Brindisi, Bari. Gewürzläden bieten alle denkbaren Gewürze und Tees an, kräftig rot, gelb, grün, braun feinpudrig Paprika, Chili, Safran, Nelke, Zimt in Körben , oder die Samen wie Pfeffer, Koriander, Anis, Kreuzkümmel, aber auch Körbe voll von Blättrigem wie Origano, Basilikum, Thymian, Sennesblätter, Pfefferminze, und Zimtrinde, Ingwerwurzeln, alle getrockneten Früchte. Mandeln, Haselnüsse, Walnüsse, Erdnüsse, Halva- das süße Sesamzuckerzeug, das wir aus Griechenland kennen.
Dann finden wir ein entzückendes kleines Kebab-Lokal. Mama Zeynep macht Hefeteigkugeln für die Fladen und rollt mit dem Nudelholz behände die hauchdünnen Pitascheiben, die dann auf ein nach oben gewölbtes, mit Öl eingepinseltes Blech gelegt wird, das von unten mit Gasflammen erhitzt wird. Einmal wenden, braune Punkte zeigen an, dass das hauchdünne Pfannküchlein fertig ist. Papa brutzelt Hackfleisch für Kebab und Köfte, die 7 jährige Tochter kommt und hört, dass ich Lehrerin bin und Flöte spiele. Sie auch! Schon sind wir beim Malen: Die EOS mit türkischer und deutscher Flagge. Wir falten Sampan, Segelboot, Flieger, Himmel und Hölle, das hier nach 4 Tieren benannt wird. Wir zählen auf türkisch bis 12 und die Kleine fehlerfrei auf Englisch bis 15. Ich esse Sircele, winzige Ravioli in warmer Joghurtsoße oder Ayram, Gerhard Et tantuni kebab, lecker und fremdartig. Dieser Abend bleibt uns lange in Erinnerung, die geknipsten Fotos lassen wir gleich bei einem Fotoladen ausdrucken und bringen sie ins Lokal. Und für Vati einen Selbstauslöser von uns 2 Captains auf einer Insel – nun weiß ich ja, wo der einzige Briefkasten hängt!!!!…und hier die Bilder:http://www.flickr.com/photos/gerhards/sets/72157622215893617/show/