Ich bewunderte den tapferen Skipper, der stoisch diese wilde Seefahrt fast alleine meisterte, mal von meinem selbstgekochten aber kalten Auberginen-Zucchini-Tomate-Gemüse aß und den kalten Reis löffelte, sich im von links nach rechts gerissenen Schiffsinnern ein Glas gepumptes Wasser reichen ließ, vom stillen Ayvalik … Meine Wache bis um Mitternacht war fast gnädig gegen die, die für Gerhard folgte. Ich konnte bis Mitternacht noch mit gereffter Fock und doppelt gerefftem Groß per Windpilot steuern lassen und mich unter das schützende Segeltuchdach, die Sprayhood, verkriechen – im Ölzeug mit Gummistiefeln in eine Ecke des Cockpits verkrallt und an der Lifeline gesichert, die an der Schwimmweste hängt und an Deck in einem ums Schiff laufendem Stahlseil mit Karabiner eingeklinkt wird. Gerhard musste alles von Hand mit Männerkraft an der Pinne aussteuern, jede Welle, wohl 4 m hoch und wie Kreuzseen, sie waren die EOS heftig von links nach rechts, nie war eine gleichmäßige Krängung zu spüren, nur Turbulenz und Lärm.Wenn man so an einem stillen, ja beschaulichen schon rötlichen Abend vor Anker liegend so ad hoc lossegelt, ist schon anfangs die Angst noch dabei. Doch unsere Erfahrung, seit 1973, sagt doch wie eine innere Stimme: Das schaffen wir!Schon sonderbar, dass jeder „starke Wind“ und „irre Seegang“ irgendwann übertroffen wird, und gemeistert. Dieses mit 10 Metern in der Ägäis doch kleine Schiff bewundern wir inzwischen beide sehr, denn es schlägt sich wacker mit den doch schon 36 Jahren auf dem Buckel. Die EOS ist tapfer und zeigt immer wieder von Neuem, dass sie von den Schiffskonstrukteuren „zu größerem“ als Ostsee oder Bodensee geboren wurde. Selbst 4m hohe Wellen, kabbelige See und Starkwind stellt sie sich kraftvoll entgegen, manchmal denk ich, sie ist eine kämpferische, ja stolze Persönlichkeit. Gerhard refft sie freilich rechtzeitig und vorausschauend, bevor Segel reißen oder gar der Mast bricht. Wir beide bemühen uns um gute Seemannschaft, bewahren Ruhe, räumen sehr ordentlich all das seglerische Material auf, so dass jeder Handgriff von uns beiden getan werden kann und keine Unachtsamkeit die Sicherheit beeinträchtigt. Heute nacht aber war eine kleine Schiebetür in der Kombüse nicht ganz zu, die Schräglage bei 45° und der Schub der langen steilen Welle zu heftig, – und hopps, schon polterte eine Keramiktasse heraus und in die Spülschüssel, peng, da war der Henkel ab.