Von Chalkida nach Loutra N??he Kap Sounion

GERDI’s Stimmungsbild von der BOUFALO BAY, im südl.Drittel von Euböa3.-4.-5-Oktober 2009

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Seit langem mal wieder Regen
Dunkelgraue Regenwolken hingen schwer und nass über den Hügeln, als wir früh nach schaukeliger Nacht im großen Rund der Bucht von Ertreia in vollem Ölzeug und Gummistiefeln lossegeln. Nach 4 Monaten Nordwind haben wir Südwind! Also erneut gegenan, Wind von vorn, Welle auch. Den Seegang würden die Italiener mit „molto rumoroso“ umschreiben – heftige kabbelige beschäumte Wellen, die spitze Gipfel bilden und gegen die Bordwand knallen, die Eos von einer auf die andre Seite schleudern. Tapfer sucht sich die EOS ihren Weg, mal mit gerefftem Vorsegel, mal ohne, der Wind 4 kommt genau von vorn.Dann ein kurzer Schlag unter mir, die Schraube? Der Motor bringt nur gebremste Kraft.  Sicher ein Seil oder Fischernetz, das sich verfangen hat. Gerhard tauchte im Hafen und säbelte ein Knäuel aus 6 verschiedenen Seilen vom Propeller.Wir biegen nach backbord um das Kap. Gischtiges Gewell, Fallböen, und dann?Einladend und friedlich empfängt uns die geschützte Bucht, die in der Seekarte Boufalo Bay heißt!

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Windflügler auf dem Bergkamm
Grüne Hügel, Olivenbäume den Hang hoch, unzählige fleißige Windflügler auf den Kämmen der Berge, ein paar Häuser, eine Kinderschaukel, ein einsames deutsches Wohnmobil, etliche neuere Ferienwohnungen, ein fast runder Naturhafen ohne Kai, einige Kaiken der Fischer: hellblau bemalte Holzboote nach traditioneller Bauart, ca. 9-10 m lang und bauchig, gebaut genau für die Spezies Wellen der hiesigen griechischen See. Am Ufer spielen kleine Kinder mit der Oma, die „Yaya“ passt auf, wenn das rote Bobbycar-Auto polternd Richtung Meer rollt: “Si’gà! Si’gà!“ Langsam, Alessandro!Die älteren Geschwister sind in der Schule, seit 11.September. Eines der kleineren Boote heißt Eirini – Irene = Frieden. Und so fühlt sich auch unser Ankertag an.

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Und langsam bricht die Nacht herein
Wir wandern den Hügel hoch. Gegen 17 Uhr ballen sich die Wolken zu malerischen Schaumgebilden, türmen sich fotogen über den Inselkuppen. Ich fixiere dieses Schauspiel mit meiner kleinen Canon Camera, 9 mal, wunderschön!Als die Sonnenstrahlen schräg hinter den Cumuli ihren geometrisch direkten Weg zum Meer finden, sieht es aus wie auf alten Gebetsbildchen und spontan singe ich Abendlieder. Zeit zum Nachdenken. Heute vor 21 Jahren lag ich schon 3 Tage in den Wehen mit unserem 3.Kind. Dankbarkeit wärmt mein Mutterherz. Auch Stolz, ja.Abends gibt es Linsen. Da ich sie schon früh am Morgen vorgekocht habe, schmecken sie besonders würzig und wir können sogar im Cockpit speisen, kein Wind, keine Fallböen stören die Abendruhe.Am nächsten Morgen wandern wir beide über die Hügel zum nächsten Dorf. Unter uns breitet sich ein weites Tal aus, brettl-eben sagt der Bayer. Eine Talsohle voller Felder und Olivenhaine, eine Kapelle, Glöckchen bimmeln, Ziegen, Schafe. Es sieht aus, als wäre da früher Sumpfland gewesen.Die Vermutung bestätigt sich, als wir im nächsten Dorf an einem der 3 kleinen Tische neben dem Tante-Emma-Laden Platz nehmen auf ein Bier. Einer der Männer spricht Englisch, ist Aufseher in der Fischzucht. Er berichtet, dass es im moorigen flachen Tal früher große Büffelherden, boufalo auf griechisch, gab. Man trieb sie in unsere Ankerbucht und verfrachtete sie auf Schiffe. Daher der Name! Der Mann lädt uns zu seiner Hochzeit im Juli 2010 ein, eine richtig große Dorfhochzeit, mit Musikanten, Tanz, gutem Essen. Dabei zeigt er mit der Geste des Würgegriffs am Hals, dass er ab dann ein Gefangener in der Ehe ist. Ich mach ihm Mut.Das Dorf strömt jene Behaglichkeit und Anspruchslosigkeit aus, die unsere Dörfer oft verloren haben: Trauben reifen an den Weinlauben, Löwenmäulchen blühen gelb und rosa, die letzten Rosen leuchten am Zaun. Eine Frau füttert ihre 25 Hühner, alle in einer Reihe hinter ihr her. Schafe recken ihre wolligen Hälse und beäugen uns, Katzen streichen um unsre Beine, in Käfigen zwitschern kleine Singvögel, die Hofhunde geben Laut, wenn wir vorbei laufen. Und dann erkenne ich den Geruch aus meiner Kindheit bei der Oma in Leutershausen: Schweinekoben irgendwo hinterm Wohnhaus.Durch die Abendsonne wandern wir zurück, paddeln mit dem Schlauchboot zur EOS, baden bei +24° Wassertemperatur. Gerhard grillt am Heck-Grill die 3 Fische, die ihm ein Fischer geschenkt hat nach der Bergtour bei Sonnenaufgang. Und ich bereite aus den letzten 2 großen Kartoffeln einen fränkischen Kartoffelsalat zu.

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Gerdis Musik tönt in die Nacht
Im traulichen Schein der Petroleumlampe lese ich mein Buch des türkischen Literatur-Nobelpreisträgers Orhan Pamuk. Es steckt in der Buchhülle, die Inge mir mal genäht hat und vorne hat sie einen Dampfer draufgestickt. Eine liebenswerte Erinnerung…Draußen ist Vollmond. Der 5. auf meiner Segelreise! Er hat das Mondgesicht aber waagrecht, also die 2 Augen rechts senkrecht übereinander. Mild fällt der Lichtschein der großen 100 Jahre alten Ankerlaterne am Heck ins Cockpit. Wir gehen früh schlafen, um Strom zu sparen.Am neuen Morgen segeln wir mit gerefftem Vorsegel bei 4-5 bft in die Petali Bucht und ankern vor Trivila, die Düsenflugzeuge vom Athener Flughafen fliegen nah über uns und wecken Gedanken ans Heimkehren an den Bodensee. Wir erkundigen uns mal nach Busverbindung Kylada/Patras und nach einer Minoan Fähre Ende Oktober. Mit Kabine.GerhardDer BergskipperSegler sehen die Welt meist aus der Froschperspektive. Aus 2 Meter Höhe ist die Sicht doch sehr begrenzt. Alle Berge sind hoch und nur von unten nach oben zu sehen. Darum muss auch der Segler gelegentlich das Ufer verlassen und in die Höhe steigen.

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Boufalobay, Die Welt von oben
Boufalobay: Der Tag ist noch nicht angebrochen und ich laufe die Asphaltstrasse landeinwärts. Ich zweige dann auf einen Schotterweg ab, der sich meinen Zielberg &ndash
;sein Name ist mir nicht bekannt, seine Höhe auch nicht- hochzieht. Grau löst im Osten das nächtliche Schwarz ab und der Weg endet nach kurzer Zeit an einem Wasserbehälter. Ich wähle die direkte Richtung zum Gipfel durch niederes Gestrüpp auf felsigem Grund. Je höher ich steige um so interessanter wird die Gegend, die sich aus der Nacht schält. Überall Berge, dahinter das Meer und noch weiter das griechische Festland. Dazwischen unsere kleine, schnuckelige Ankerbucht. EOS ist als Punkt zu sehen. Am Gipfel angekommen, steigt gerade die Sonne über die Meereskante um gleich wieder hinter einer Wolkenwand zu verschwinden. Die kleinen Sporaden sind nördlich im Dunst zu erkennen, die Insel Andros im Süden. Es ist eine schöne, buchtenreiche Gegend, die wir bereisen. Jetzt erst erkennt man die Weite eines Landes und man denkt an die elektronische Reise in Google Earth.

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Starker Gegenwind
Der Gipfel und die benachbarten Bergkämme sind mit Windflüglern bestückt. Ich zähle 170 dieser Energiemaschinen. Sie bewegen sich nicht an diesem ruhigen Morgen. An jedem dieser Geräte steht ein Transformator und eine 20.000Volt Freileitung führt den Berg hinab. Energie aus der Natur, wie unsere Solarzelle am Schiff, nur hat die 24 Volt Spannung.Stundenlang könnte man von hier in die Tiefe sehen, aber das Frühstück lockt. Ich wähle den direkten Abstieg durch Stachel und Dorn, kaufe im Dorf noch etwas ein und als ich mit dem Schlauchboot wieder zur EOS zurückrudere, hat Gerdi den Tisch schon gedeckt….und die Bilder:

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