Die kurze Strecke von Athen nach Poros

Gerhard, Samstag 17. Oktober 2009Von Athen in Richtung Süden3 Tage lagen wir im Hafen von Glyfada, einer Vorstadt von Athen. Wir mussten einiges Spezielles für EOS in Piräus einkaufen, wollten noch Athen sehen und 7- 8 Bft in einem Hafen abwettern.Athen, Piräus und die umgebenden Vorstädte sind eine Steinwüste zwischen Meer und Hügeln, von See aus schön anzusehen und durch eine Straßenbahn für Fremde gut zu erreichen. Jede Fahrt kostet, egal wohin, 1 Euro, einfach. Mit ihr fahren wir bis unter die Akropolis. Uns fehlt das Wissen üben die geschichtlichen Zusammenhänge, so umrunden wir dieses Monument staunend, besichtigen die einen oder anderen Tempelreste und steigen auf einen Hügel um von höherer Warte einen Überblick zu erhalten. Das Meer aus Stein bestätigt sich.

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Tempelreste
Anderntags hat sich der Wind gelegt und wir segeln mit angenehmer Brise nach Ägina, einer belebten Insel 10 Seemeilen südlich der griechischen Hauptstadt. Der Hafen ist groß und wir ankern mit Heckanker. Erstaunlich viele Segler sind noch unterwegs, hauptsächlich Charterboote. Mehr und mehr füllt sich der große Hafen, verschiedene verlassen den Ort wieder wegen Platzmangel, andere liegen in 2. Reihe. Der Regen verstärkt sich in Schauern. Der Himmel hat längst deutsche Farben angenommen. Alle paar Minuten läuft eine Fähre diese quirlige Insel an. Die Hafenorte der Ägäis sind alle ähnlich. An der Front in erster Linie Cafes und Restaurants, Souvenirshops und Boutiquen, dahinter in zweiter Reihe Läden für den täglichen Bedarf. wie Metzger, Supermärkte, Bäcker, Obstläden. Dahinter beginnen die Wohnviertel. Waren noch vor einem Monat die Tavernen voller Gäste, so sind sie jetzt kaum besucht. Anderntags jagt ein Schauer den anderen. Wir laufen aus und schon gießt es aus Kübeln in Begleitung von Blitz und Donner. Die Sicht ist gering und so gehen wir in Schleichfahrt. Nach einer viertel Stunde ist der Himmelskübel leer. Die Wolken im Westen deuten aber darauf hin, dass er sich wieder füllt. Wir steuern unter Motor ziemlichen Südkurs auf die nördliche Einfahrt in das geschützte Gewässer von Poros. Diese Stadt liegt am hügeligen Ufer einer allseitig geschlossenen Bucht. Zu Beginn unseres Ägäistörns waren wir mit Tochter Erika schon mal hier. Vorher müssen wir noch durch ein Gewitter. Donner folgt unmittelbar auf Blitz und der Himmelskübel hat Hagel über uns ausgeschüttet. Dann ist Schluss mit Regen für heute. Mit Heckanker legen wir an der südlichen Stadtpromenade der schönen Stadt an. Maurer hübschen diese Promenade gerade auf, der Pope von der Kirche gegenüber misst mit Metermaß nach. Sehr geruhsam alles.Noch etwas zum Ankern mit Heckanker. Die meisten Schiffe senken den BUGanker und fahren dann mit dem Heck an die Pier um dort festzumachen. Wir und meist auch Segler die alleinig sind, senken den HECKanker und fahren mit dem Bug an die Pier. Das hat den Nachteil, dass der Ausstieg ungünstiger ist, da der Bug oft viel höher als die Pier ist. Der Vorteil „unserer“ Methode: Vorwärts lässt sich ein Schiff leichter steuern und eine Person kann gleichzeitig steuern und ankern. Die zweite Person belegt am Bug. Außerdem kann, wenn der Bug zur Pier zeigt, nicht jeder von Land ins Schiff gaffen. Auf der EOS fahren wir den Heckanker mit 5 m Kette und dann mit Seil. Das spart Gewicht und beschädigt das Heck unseres Schiffes nicht. Das Seil geht allerdings schräg ins Wasser und wenn ein anderes Schiff nicht aufpassen sollte, kann es sich im Ankerseil verfangen. Das ist allerdings noch nie geschehen.Nach klarer Nacht hängen am Vormittag wieder Wolken am Himmel und es regnet. Eben hat es aufgehört und das Prasseln auf dem Dach der Kajüte wird durch eine angenehme Ruhe und die Hoffnung auf Sonne abgelöst.GERDIGlifada, Windstärke 8, sicher im kleinen YachthafenWir laufen rüber zum Ort Glyfada, immer am Strand entlang, wo gestern noch bei 27° zahlreiche Badefreudige lagen. Das Barometer war unglaublich stark gefallen – nun erleben wir, wie rasch der angesagte Sturm eintrifft!Das aufgeregt um scih schlagende Meer brandet in hohen Wellen in die Bucht, kräuselt bizarre Muster auf entstandene große Pfützen auf der weiten freien Fläche davor.Zu unruhigem Leben erwacht jagen Becher, Äste, aufgeblähte Müllbeutel waagrecht dahin. Hohes Pfeifen erfüllt die Luft, schwindelig wird mir fast beim Gegen-den-Wind-Laufen, der Lärm überlagert alle üblichen Geräusche der sechsspurigen Straße und der vertrauten Tram, die nach Piräus und Athen fährt.Bunte kleine Farbtupfer inmitten der Wellenwildnis der stürmgepeitschten See nah am Strand lassen sich als kleine Motorboote erkennen, die an ihren Bojen fast hysterisch auf und nieder hüpfen. Die Menschen gehen am Fußweg spazieren und blicken aufs Meer.Zurück in unserem vollbelegten Yachthafen „Glyfada 4“, in dem wir für zwei Nächte Schutz fanden, kehren wir im Café ein auf einen Frappé, das ist ein kalter aufgeschäumter Nescafé in einem hohen Glas mit Eiswürfeln. Die an Moorings in Reihe fixierten hohen glänzenden Motoryachten, poliert von jungen Filipinos, drängen sich Wange an Wange aneinander, nur je 15 cm durch weiße Fender voneinander getrennt. Der starke Wind bringt die ganze lange Reihe gleichzeitig in Bewegung, wie von einer Riesen-Hand geschoben, bewegen sie sich 1 Meter nach rechts, verharren kurz, dann allmählich wieder 1Meter nach links. Es sieht aus, als bewegte sich unser Café und nicht die Reihe der Schiffe davor!Die bunten Wimpel in der Saling der Segelyachten und die Nationalflaggen am Heck knattern im steifen Wind, immer nervöser reißen die gewichtigen Schiffsbäuche an ihren Mooringketten und Ankern, quetschen sich ihre weißen Flanken mit Gequietsche und Murren an die ständig auf und nieder bewegten Fender, die wie Kissen oder Korken zwischen den Leibern stecken.An Bord der Eos wird es eine unruhige Zeit. Es knarrt überall, die 2 cm starken Festmacherleinen am Bug vorn ächzen und zerren an den hölzernen Klampen, es klingt, als würde sich das Schiff beschweren, dass man ihm das alles zumutet.Der Rumpf wird mächtig schräg zur Seite gedrückt, Krängung mitten im Hafen. Die ganze Nacht stöhnt der Hafen unter dem Sturm, denn Windstärke 8 ist wohl einer. Wir sind so dankbar, dass wir in diesen vollbelegten Hafen eingelassen wurden. Der Hafenmeister Vassili war gebürtig aus Lesbos, gut dass ich gleich erzählen konnte beim Zuwerfen der Bug-Leinen, dass wir da waren und dort den versteinerten Palmenwald im Museum betrachtet hatten. Das war ein rascher Kontakt zum Herzen, zum Heimweh vielleicht. Wir durften noch einen Tag länger bleiben – eine Gnade.So sahen wir 2x Piräus, die Plaka in Athen, die Akropolis von unten.

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Erster richtiger Regen seit 5 Monaten
Bei der Weiterreise segelten wir durch Blitz und Donner, Star
kregen und Hagelschlag. Hagelkörner mit 1 cm Durchmesser, es wird nie langweilig. Meine neue Ölzeughose wird eingeweiht, der Wolltroyer und die Neoprenhandschuhe werden hervorgeholt aus den Tiefen des Schiffs….Tolle Wolkenstimmung, teils düsterschwarz und finsterblau die Wolken, teils totale Nebelwand vor uns, dann wieder freie Sicht durch Regentropfen, als wir uns der Insel Poros nähern. Zum zweiten Mal auf diesem Törn, nun sind viele Jalousien geschlossen, Läden verlassen, die Tavernen leer aber liebevoll vorbereitet auf die letzten Schiffscrews. Viele aus Deutschland. 9 Tage Segeln in der Ägäis. Mit Familie oder als deftigen Männertörn.In Deutschlands Süden, in Sachsen und Österreich soll es ein Schneechaos haben. Mitte Oktober. Wir machen es uns gemütlich an Bord, ich koche lecker mariniertes geschnetzteltes Thai-Kalbfleisch im Wok und am Tag darauf deftige Rindfleischsuppe mit zartem Gemüse. In einer Woche werden wir unseren letzten Hafen dieser 6 Monate anlaufen und die EOS an Land stellen für den Winter.

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Mitte Juni auf Sardiniens Ostküste
Als am Militärgelände oben am Turm der Zapfenstreich mit der Trompete erklingt und die griechische Fahne zum Sonnenuntergang eingeholt wird, stellen sich auch bei mir Gedanken an den ausklingenden langen Urlaub ein…!Die Bilder:

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