GERDIINSEL POROSGanz nass ist die Eos – regennass. Die Glocken der orthodoxen Kirche läuten um 7 Uhr. Bei offner Kirchentüre können wir den Popen singen hören.Noch dräuen dicke graublaue Regenwolken über dem Inselrücken. Die Segler in Ölzeuganoraks tragen aber die Schirme zugeklappt. Das stimmt optimistisch.Als die Sonne um 8 rauskommt, parke ich die von der hohen Luftfeuchtigkeit klammen Decken, Kissen, Hosen oben auf der strammen Fockschot und lasse sie flattern.Ab in die Kombüse: Ich säble von dem großen Stück Schweinehals (samt allen Wirbeln, vom Markt) 3 Scheiben ab und bestecke 4 Spieße mit Zwiebeln, Paprika, Speck und Fleischwürfeln. Der Rest soll ein bayerischer Schweinsbraten werden!Um 10 segeln wir mit raumem Wind los und schon gegen 12 ankern wir in der Bucht Skylaryon. Baden im warmen Meer. Lesen. „Die Welt“ vom Samstag. Und Alexandre Dumas: Die Kameliendame. Quälend langatmig der erste Teil, aber Weltliteratur. Über das Leben der schwindsüchtigen schönen Courtisane Marguerite am Montmartre in Paris. Weltliteratur. Deshalb: Augen auf und durch.Nach all dem Starkwind genießen wir diese Ruhe vor Anker. Sonne! Träumen. Und ab und zu an daheim denken. Erika. Martin. Joachim, der inzwischen in der Schweiz arbeitet und wohnt!Alle reden wieder deutsch statt englisch, französisch, italienisch, türkisch, holländisch, griechisch! Man ist kein Ausländer mehr. Wieder eine Wohnung! 4 Zimmer, Küche, Bad, Keller. Aktuelle Nachrichten! Die Tageszeitung am Morgen! Die Tagesschau und der Meteo auf DRS 1 am Abend.Der elektrische Wasserkocher. Ein Telefon, bei dem auch wer anruft. Der Elektroherd mit dem Backofen. Warmwasser aus dem Wasserhahn. Die Dusche. Kühlschrank und Staubsauger. Radio und Fernsehen. Licht aus großen Lampen. Der PC. Waschmaschine und Bügeleisen. Staubsauger und Nähmaschine. Heizung! Einkaufen mit Auto ohne Rucksack. Ein großes Bett. Schuhe. Tanzschuhe mit 7 cm Absatz. Bald schon Stiefel. Strümpfe. Mantel, Schal und Mütze. Reisen mit dem Koffer. Die Violine, wie schön. Mein Besuch in Nürnberg am 2.November bei Vati! Das Dorf Eriskirch. Die evangelische Kirche. Waltraud und Romana. Eckehards Akkordeon. Der Tante Emma Laden und der riesige Kaufland. Autofahren und Tanken. Die Wendeltreppe zur Galerie. Der große Esstisch. Ein Geschirrschrank. Früh im Wald zum Nordic Walking. 40 Bahnen Schwimmen im Hallenbad. In die Aerobic-Stunde. Ins Fitness-Studio zu Laufband und Kraftgeräten. Jede Woche zum Tanzkreis!All das ist 5 Monate nicht vermisst worden!Gerhard ohne die Eos. Gerhard beim Handwerkern im Keller. Seine Tennisfreunde. Seine Skitouren (Joachim war schon auf der ersten!). Vati zum ersten Mal im betreuten Wohnen in der Hallerwiese besuchen. Der Nebel bis zum Mittag am See. Im Dezember zur Langlaufloipe Scheidegg. Plätzchenbacken. Weihnachten. Und im April zur Fideriser Arflina-Hütte und Skifahren.Und im Mai zurück zum Mittelmeer, nach Kylada zur Eos. Das ist gar nicht so lange: 6 Monate nur.
„Ruhet von des Tages Müh, es will Abend werden, laß die Sorg bis morgen früh, GOTT bewahrt die Erden.“
Und ich vermisse die drei fehlenden Kanon-Stimmen.