Eine steinreiche Bucht

Die Insel Alö verzweigt sich an ihrer Ostseite in eine vielarmige Bucht mit vielen sichtbaren und unsichtbaren Steinen. Mit Schleichfahrt steuern wir in der Einfahrt um die ersten Unterwasser-Felsen. Dann fesseln uns die Möglichkeiten hier in dieser Bucht. 6 Meter zeigt das Echolot, dann 3, dann 0,7. Voller Rückwärtsgang, aber zu spät. Ein Schlag, EOS schüttelt sich und steht. Da haben wir einen Fels übersehen. Er ist als winziges Kreuz in der Seekarte vermerkt. Ärgerlich, man darf sich nicht gleichzeitig mit zwei Problemen befassen: Den sicheren Weg wählen nach einem Ankerplatz Ausschau halten und dazu noch Reden. Gut dass die stabile EOS so einen Schlag mit einer kleinen Delle am Kiel wegstecken kann. Nach einigem Suchen steuern wir äußerst vorsichtig eine passende Schäre an, senken den Heckanker und sichern den Bug mit den Leinen an zwei Kiefern. Gerdi stellt den Motor ab und nun ist Stille um uns. Wie angenehm! Der Blick in die Runde. Vor uns die hohe, dunkle Schäre, etwas Schilf, Kiefernwald und ein Zweig über dem Bug unserer EOS. Vier Schiffe teilen sich die große Bucht. Flache Riffe ragen kaum aus dem Wasser. Rundum Fels und Wald.

Das Schiff zu verlassen ist einfach. Ein Sprung vom Bug und man steht auf dem Felsen. Bei meinem Spaziergang nehme ich diesmal das GPS mit. Der wilde Wald ist überall gleich. Vor ein paar Tagen habe ich mich in ihm fast verlaufen. Ich blicke von der hohen Schäre nahezu senkrecht auf unser Schiff herunter. Gerdi spielt Flöte und ich höre die Musik beim Laufen. Bäume und Felsen sind mit vielen Arten von Flechten und Moosen überzogen. Was alt ist fällt um und vermodert. Der harte, von Gletschern der Vergangenheit glatt geschliffene Granit bietet den Schuhen besten Halt. Zurück am Schiff umfängt mich wieder die Stille. Nur die Wipfel der Bäume rauschen leise im Wind. Diese Ruhe vermisse ich am Bodensee. Gegen Abend färben sich Fels und Wald rötlich, das Rot der höheren Breiten, bei uns im Süden ganz selten und nur im Winter. Das Ufer spiegelt sich im vollkommen stillen Wasser. Unglaublich schön hier. Gerdi zaubert Selleriebrätlinge zum Abendessen. Dazu gibt’s rote Linsen und das dünne schwedische Bier. Schmeckt auch (noch).

Die Nacht ist jetzt wieder dunkel, Planeten und Sterne ziehen ihre Bahn. Das volle Programm der Gestirne fehlt noch, dazu sind wir um diese Jahreszeit doch noch zu hoch im Norden.

Hanko, das nette Städtchen

Reiseweg(1)

Hanko empfängt uns mit viel Wind. Der schläft abends ein und wandelt sich am Morgen in Nebel. Wir bleiben noch einen Tag hier. Beim Einkaufen waren wir erfolgreich. Am Morgen fand ich 5 Liter White Spirit ( das heißt bei uns Petroleum und hier „Maler Bensin“)(;-(PS: siehe Ende!)einen besonderen Bit-Einsatz und einen neuen gläsernen Lampenschirm für die Petrleumlampe im Salon. Alles habe ich schon Wochen vorher gesucht und hier in diesem kleinen Städtchen gefunden,

Hanko ist die südlichste Stadt Finnlands und nach dem Prospekt die sonnenreichste des Landes. Die Marina in der wir liegen ist die größte Finnlands. Die Stadt ist auf Granitschären erbaut und auch ringsum von Schären umgeben. Hier hat eine Stadt viel mehr Fläche um sich auszubreiten als bei uns. Die Häuser, viele aus Holz, stehen locker angeordnet. Schön die Holzvillen, jede mit einem Namensschild zur Straße hin. Lauter glatte Hügelchen, blumenreich und mit Krüppelkiefern bewachsen zwischen den Häusern. Wir spazieren rund um eine kleine Halbinsel und nutzen die glatten Granitblöcke um Tanzen zu üben. Wir müssen das, andernfalls haben wir die vielen Schrittkombinationen bis zum Herbst vergessen. Eine schöne Aussicht auf die Schären draußen im Meer.

Ganz ungewohnt: Kein Fetzchen Papier oder sonstiger Unrat auf dem Boden und keine Graffiti an den Wänden. Fast schon etwas steril aufgeräumt.

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PS: Am Samstagmorgen stellte Gh. leider fest, dass der White Spirit doch nicht geeignet ist für unsren Bordkocher… Da fragte er bei der Hafen-Tankstelle nach Petroleum…und da bekam er einen ganzen 10 l-Kanister, und preiswert dazu.

Jetzt gehts zu den Schären

Noch einmal durchstreifen wir Tallinn. Die Stadt hat viele Gäste von zwei Kreuzfahrtschiffen. Sie bevölkern die interessanten Orte, geführt von Damen und Herren mit weißen Täfelchen. Jeder mit einem Empfänger vor der Brust.

Heute zeigt sich der Himmel von seiner angenehmen Seit. Gerdi und ich verlassen Tallin Richtung Helsinki. Sonne und Wind schräg von vorne. Die schöne Silhouette verschwindet langsam im Dunst und etwas später die pfannkuchenflache Insel Aegna auch. Der Automat steuert und wir frühstücken. Wind, aber keine Wellen.

Ich habe den Kurs etwas östlicher als den der Fähren zwischen Tallinn und Helsinki abgesetzt, damit wir uns gegenseitig nicht stören. Nach 6 Stunden erkennen wir die ersten Inseln und eine Stunde weiter nehmen wir die Fok weg, um langsamer zu werden, später auch das Großsegel. Wir müssen uns erst mal an die Betonnung gewöhnen. Am wichtigsten sind die „Stifte“ im Wasser mit den Farben Schwarz und Gelb. Schwarz-Gelb, Gelb-Schwarz, Schwarz-Gelb-Schwarz und Gelb-Schwarz-Gelb geben an in welcher Himmelsrichtung vom Stift sich die Untiefe befindet. Und die Schlangenlinien sind wirklich eng und das Felschen oder Land ist nur ein paar Meter weg. Man sollte sich hier keine Verwechslung leisten. So schlängeln wir uns um halb Helsinki herum. Es ist Freitag, Wochenend-Wasser-Ausflugsverkehr. Segelboote ziehen ihre Linien und Motorboote flitzen. Sechs mächtige Eisbrecher liegen zur Wartung still. In einem der vielen Häfen melden wir uns an und liegen nun am Fingersteg wie die vielen anderen Boote auch.

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Kleiner Nachtrag von Gerdi, Link antippen zu Text u. Fotos:

https://gerdi-geschichten-daily.com/2019/06/07/in-11-stunden-unter-segeln-von-tallin-nach-helsinki/